Am Ludwigstag, dem 25. August um 5 Uhr treffen sich 5 Naturfreunde und ein Gast zur Wanderung zum Schachen. Jedes Jahr feiern dort Königstreue den Geburtstag des Kini im Zuge einer Bergmesse. Wir fahren bis zum Skisprungschanze in Partenkirchen, parken und gehen Richtung Partnachklamm. Rechter Hand erblicken wir den Wank, den Hausberg von Partenkirchen und in unmittelbarer Nähe den Kramer, den Hausberg von Garmisch. Leider ist die Klamm um 6 Uhr früh verschlossen und wir weichen auf die Umgehung aus, wodurch wir eine Dreiviertelstunde länger unterwegs sind. Wir treffen weitere Wanderer, die Richtung Zugspitze unterwegs sind. Auf dem Kälbersteig führt und ein schmaler Steig überwiegend durch schattigen Bergwald stetig bergauf. Der Weg besteht größtenteils aus angelegten Stufen, die treppauf führen und auf dem feuchten Untergrund für Trittsicherheit sorgen. Sobald sich der Wald lichtet, hat man einen herrlichen Ausblick aufs Tal, umrahmt von der wunderschönen Bergkullisse des Wettersteinmassivs. Wir erkennen auf der anderen Seite den Eckbauer. Zwischendurch bleiben wir kurz stehen, um etwas zu trinken, denn auf dem vorwiegend schattigen Weg ist es mittlerweile warm und teilweise sogar etwas schwül. Nach etwa 3 Stunden Gehzeit kreuzen wir den Königsweg, auf dem früher der König Ludwig zu seinem Schloss kutschiert wurde. Bei traumhaftem Wetter begegnen wir mehreren Wanderern und Radlfahrern, die auf dem Weg zur Bergmesse sind. Auf der linken Seite des Forstwegs sehen wir das imposante Schachentor und auf der rechten Seite die Alpspitze, Osterfelder und Kreuzeck. Vor uns liegt das wunderschöne Jagdschloss vom König Ludwig. Das Königshaus auf 1.870 Meter Höhe wurde 1869 von König Ludwig II von Bayern in Auftrag gegeben und 1870 fertiggestellt. Während wir dieses beeindruckende Bauwerk von weitem fotografieren, hält ein Jeep um das grandiose Bergpanorama zu bewundern. Wir erkennen im Auto Kardinal Marx, der auf dem Weg zur katholischen Messfeier ist. Kurz vor halb elf erreichen wir das Königshaus mit der schlichten Fassade und sind von vielen Wanderern umgeben, mit denen wir gemeinsam den traditionellen Berggottesdienst feiern. Am Hang vor dem Schloss bei traumhafter Aussicht haben sich viele Menschen versammelt, die andächtig der Eucharistie mit dem prominenten Kardinal folgen. Die Musikkapelle Partenkirchen und ein einheimischer Männerchor sorgen für die musikalische Untermalung, die traditionell mit der Bayernhymne endet.

Nach der Messe ergattern wir einen schattigen Terrassenplatz vor der Berggaststätte. Während wir bei traumhaften Temperaturen und leckerem Kuchen gemütlich auf der sonnigen Terrasse sitzen, spielt die Kapelle Partenkirchen alpenländische Musik und Kardinal Marx sitzt am Nebentisch vertieft in eine Unterhaltung mit Einheimischen. Er lässt sich bereitwillig mit ein paar von uns fotografieren und dirigiert gut gelaunt einen Marsch, den die Blaskapelle spielt. Einige besichtigen das Jagdschloss mit den aus Zirbelholz verkleideten Räumen im Parterre und dem pompösen "Maurischen Saal" mit der luxuriösen Ausstattung im Obergeschoss. Im Stile eines Harems lässt sich Ludwig hier in ein orientalisches Märchen versetzen. Pfauenfedern, Diwane, gedämpftes Licht und eine tonnenschwere Hängelampe faszinieren die Besucher und machen dem Märchenkönig alle Ehre. Außerdem gibt es neben dem Königshaus noch einen botanischen Garten mit über 1.000 verschiedenen Gebirgspflanzen, der sehenswert und wunderschön angelegt ist.

Da noch ein weiter Weg auf uns wartet, marschieren wir zum nahegelegenen Belvedere mit dem beeindruckendem Ausblick ins Reintal, auf Alpspitze, Zugspitzblatt und das gesamte Wettersteinmassiv los. Wir erkennen tief unten im Tal die Bockhütte, die wir in den nächsten 2 1/2 Stunden erreichen werden. Der Abstieg von ca. 1.150 Höhenmeter ist anspruchsvoll, teilweise mit Seilsicherungen gesichert, besteht häufig aus engen steinigen Pfaden, bei denen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig sind. Der Weg geht in einen Bergwald über, an einem Wasserfall entlang steigen wir ab bis wir kurz vor der Bockhütte ankommen. Nach einer kurzen Rast gehen wir Richtung Partnachklamm weiter. Über einen Forstweg erreichen wir den Eingang der Klamm, die nun geöffnet ist. Durch die 700 Meter lange Klamm mit dem Wildbach Partnach führt ein Steig, welcher direkt am Wasser liegt. Entlang von wildem tosenden Wasserfällen, Stromschnellen und Gumpen zwischen teilweise über 80 Meter tief eingeschnittenen Felsen gehen wir auf dem gesichterten Weg durch die Klamm hindurch. Die Partnachklamm wurde bereits 1912 zum Naturdenkmal erklärt und ist ein geologisches Ereignis. In einem Biergarten ganz in der Nähe kehren wir ein und lassen den wunderschönen ereignisreichen Tag nochmals revue passieren. Wir schauen einer Pferdekutsche zu, die Touristen durch die Gegend kutschiert und kommen nach 12 Stunden zu unseren Autos zurück um zufrieden heimzufahren.

Ingrid G.