18-20.07.2022 Heilbronner Weg - Allgäuer Hauptkamm

Der Heilbronner Weg ist ein hochalpiner Wanderweg und einer der beliebtesten Felsenwege in den Allgäuer Alpen.

Erster Tag
Sechs Naturfreunde starteten in zwei Fahrzeugen Richtung Oberstdorf zum Parkplatz Renksteig. Mit dem Bus ging es weiter durch das Stillachtal zur Eschbachalpe. Hier begann die Wanderung zum Berggasthof Einödsbach. Nach kurzer Einkehr stiegen wir auf einem Bergsteig über sonnige Weideflächen und durch schattige Mischwälder zum Peters Älpele auf. Unsere Brotzeit verzehrten wir auf einer Bank am Wegrand. Anschließend führte uns der Weg, immer steiler werdend, über eine Bergwiese (mit vielen Kühen) und ein felsiges Band zur Enzianhütte, einer Luxusschutzhütte (eigentlich ein Hotel) mit Wellnessbereich und eigener Brauerei in den Allgäuer Bergen.
Nach einer längeren Einkehr führte uns der Pfad zu einer mit Altschnee gefüllten Rinne, die wir mit der nötigen Vorsicht durchstiegen. Ab hier querten wir einen steilen Hang und stiegen über felsiges Gelände zum Muskopfsattel auf. Hier begann das letzte Teilstück zur Rappenseehütte. Kurz vor dem Erreichen der Hütte eröffnete sich uns ein sagenhaftes Bergpanorama. Im vor uns liegenden Kessel der von den mächtigen Gipfeln der Rotgundspitze, des Hochrappenkopfes und der Rappenköpfe umringt war, lagen in saftigem Grün eingebettet der kleine und der große Rappensee.
In der Hütte wurden wir herzlich aufgenommen und erhielten ein geräumiges 6-Bettzimmer. Das Abendessen war ausgezeichnet und wir konnten bis spät abends auf der sonnigen Terrasse oberhalb des kleinen Rappensees sitzen.

Zweiter Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück standen wir im Schatten der uns umgebenden Bergriesen vor der Hütte und machten uns auf den Weg Richtung Waltenberger Haus. Die Bergspitzen waren bereits im Sonnenlicht und ein wunderschöner Sommertag erwartete uns. Von der Rappenseehütte stieg der Weg zunächst über einen Grasrücken und die große Steinscharte zum Wiesleskar hinauf. In diesem imposanten Kar, inmitten hoch aufragender Felswände konnten wir vier Steinböcke aus nächster Nähe beobachten.
Immer bergauf und bergab ging es dem Hohen Licht entgegen. Ein serpentinenreicher, anstrengender Anstieg führte uns auf einem Geröllband weiter nach oben. Im felsigen Gelände des Hohen Lichts benötigten wir zum ersten Mal die Hände zur Unterstützung und trafen auch auf die ersten seilversicherten Passagen. Schließlich kamen wir auf ein Felsband in der Ostwand des Hohen Lichts. Hier bog der Heilbronner Weg nach links ab und führte über zahlreiche ausgesetzte und mit Stahlseil versicherte Abschnitte zum Heilbronner Thörle und weiter bergauf zur kleinen Steinscharte.
Im Anschluss daran kletterten wir über die einzige Leiter des Höhenweges zum Gipfel des Steinschartenkopfs (2615m), dem höchsten Punkt des gesamten Steigverlaufs. Der Bergkamm war hier nur wenige Meter breit und auf beiden Seiten fielen die Felswände Richtung Tal steil ab. Nach einer kurzen Alubrücke mit Geländer führte der Weg, nun wieder im Fels eingebettet, bergab Richtung Socktalscharte. Ab hier stieg der Weg in vielen, felsigen Kehren mit etlichen Kletterpassagen zum Gipfel des Bockkarkopfes (2609m).
Oben angekommen gönnten wir uns eine ausgiebige Brotzeit und genossen ein Meer von Alpengipfeln um uns herum. Auch die Bergdohlen und ein uns unbekannter Singvogel bekamen ein paar Brotkrumen zugeteilt und Lothar spielte auf seiner Mundharmonika einige passende Weisen.
Der felsige und steile Abstieg vom Bockkarkopf erforderte nochmals ein hohes Maß an Konzentration und Trittsicherheit bis wir in der Bockkarscharte angekommen waren. Hier hatte sich ein Steinbock im Schatten eines Felsens zur Rast niedergelassen und ließ sich von uns in keiner Weise stören. Auch der weitere Weg hinab durch das vordere Bockkar, steil, felsig und geröllig, verlangte uns einiges ab.
Umso mehr atmeten wir auf, als wir das Waltenberger Haus erreicht hatten. Auch hier wurden wir herzlich empfangen und in einem 8-Bettenlager untergebracht, wo wir zu sechst genügend Platz hatten. Wir saßen auf der sonnigen Terrasse gerade beim Abendessen als ein Hubschrauber etwas unterhalb von uns landete, um einen Verletzten, der im Haus lag auszufliegen. Auch hier war das Abendessen ausgezeichnet und wir blieben auf der Terrasse bis die Dunkelheit hereinbrach. Kurz davor kam eine Steinbockgeiß mit ihrem Kitz das staubige Kar herunter, um sich an dem saftigen Gras am Bach entlang satt zu fressen.

Dritter Tag
Zum Frühstück war im Gastraum ein Büfett aufgebaut, wobei für jeden etwas dabei war. Unsere Rucksäcke hatten wir schon vor dem Frühstück gepackt, so dass wir danach gleich marschbereit auf der Terrasse standen. Unser Abstieg führte uns hinunter zu der grünen Wiese am Bach, wo am Vorabend die Steinbockgeiß mit ihrem Kitz äste.
Die Bergspitzen um uns herum waren schon im Morgenlicht der Sonne und wir freuten uns auf den schönen Sommertag. Der steinige Weg führte uns in Serpentinen hinunter in das Bacherloch zum Bacherlochbach. Dabei kamen wir wieder an einigen ausgesetzten und seilversicherten Stellen vorbei. Die Schneefelder auf der gegenüberliegenden Bachseite ließen wir hinter uns und auf unserer Seite kamen immer öfter Bäche von den Felswänden herab. Je näher wir in der Schlucht dem Bach kamen, umso dichter und grüner wurde die Vegetation um uns herum.
Am Ufer eines Seitenbaches machten wir noch einmal eine längere Pause. Das letzte Wegstück führte über Wiesen, auf denen die Kühe grasten und plötzlich waren wir wieder in Einödsbach. Dieses Mal hatte der Gasthof seinen Ruhetag und wir gingen gleich weiter zur Eschbachalpe und kehrten dort zum Abschluss nochmals ein.
Der Bus brachte uns wieder zu unseren Fahrzeugen.

Andreas W.