25-27.07.2022 Heilbronner Weg - Allgäuer Hauptkamm (2)

Tag 1 – Montag, 25.07.2022

Am Montag, den 25.07.2022 fahren acht Naturfreunde Richtung Oberstdorf ins Stillachtal. Von hier geht es mit dem Bus nach Birgsau und weiter zu Fuß auf einem breiten Forstweg bis nach Einödsbach (1.114 m). Wir kehren bei traumhaftem Wanderwetter ein und genießen an einem schattigen Platz auf der Sonnenterasse kalte Getränke. Durch den angrenzenden Wald, an der Stillach vorbei, geht es stetig bergauf, bis zur Petersalpe, wo wir erneut eine Pause machen. Danach wandern wir auf schmalen Wegen moderat ansteigend bis zur Enzianhütte (1.790 m). Erneute Einkehr, diesmal in der gemütlichen Gaststube, da bei den sonnigen Temperaturen kein Schattenplatz mehr frei ist. Von der Rappenseehütte trennen uns nur noch ca. 1 1/2 Stunden, die durch den steilen Anstieg bei schwüler Hitze anstrengend werden. Das Schneefeld, dass vor einer Woche problemlos überquert werden konnte, ist komplett verschwunden. Nach etlichen steilen Serpentinen erreichen wir die fantastisch gelegene Rappenseehütte (2.091 m). Den Nachmittag verbringen wir auf der Sonnenterasse mit fantastischem Blick auf den idyllischen Rappensee am Fuße des imposanten Rappenseekopfs umrahmt von weiteren Berggipfel. Wir beobachten ein paar Murmeltiere, die zahlreich vor der Hütte hausen und mit ihrem schrillen Pfeifen, die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Bei der angenehmen Hitze kommt die eine oder andere auf die Idee im erfrischenden Nass des Rappensees zu baden. Das Wetter schlägt um und es regnet. Der riesige Regenbogen, der zwischen zwei Berggipfel entsteht, ist beeindruckend. Leider verstärkt sich der Regen im Laufe der Nacht und bringt Blitz und Donner mit. 

Tag 2 – Dienstag, 26.07.2022

Nach dem Frühstück in der vielbesuchten Rappenseehütte starten wir Richtung Heilbronner Höhenweg. Der Aufstieg erfolgt auf sehr schmalen und felsigen Wegen, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern. Es geht steil über Schotter und Fels, Schilder warnen vor Steinschlag und wir ziehen wegen den zahlreichen Seilversicherungen unsere Kletterhandschuhe an. Unterhalb des Hohen Lichts beginnt der Höhenweg, der sich auf etwa 2.300 bis 2.500 Meter durch den Fels schlängelt. Seit 1899 zählt der Heilbronner Weg zu den traditionsreichsten Höhenwegen und schönsten Touren im Allgäu. Schon bald erreichen wir das "Heilbronner Thörle", einem engen Felsspalt, durch den wir uns geschickt durchzwängen und zur Steinscharte kommen. Hier beginnt die hochalpine Gratwanderung. Über die "Leiter" am Steinschartenkopf (2.615 m) und eine mit Seilgeländer gesicherte Leiterbrücke führt der Weg über den Hauptkamm der Allgäuer Alpen. Gelegentlich regnet es, der Himmel ist bedeckt und wir müssen auf die schöne Aussicht verzichten. Das Gute daran ist, dass nur wenige Wanderer unterwegs sind. Nach einer kurzen Pause steigen wir über ein steiles Geröllfeld und luftige Passagen, die mit Fixseilen gesichert sind, auf der Südseite des Wilden Mannes hinab bis zur Socktalscharte auf 2.446 m. Der letzte Aufstieg für den heutigen Tag erfolgt auf exponierten Stellen mit spektakulärer Wegführung zum Bockkarkopf (2.608 m). Wir teilen uns das Gipfelplateau mit einer weiteren Wandergruppe und machen eine kurze Rast. Ein Grenzstein erinnert uns daran, dass bei dieser Tour mehrmals die deutsch-österreichische Grenze überquert wird. Mit dem Abstieg zur Bockkarscharte (2.523 m) ist das letzte Teilstück des Heilbronner Weges gemeistert. Durch sehr steiles Gelände mit vielen abwechslungsreichen und anspruchsvollen Verläufen, dem Bockkar, erfolgt der Abstieg zum Waltenberger Haus, wo wir für eine weitere Übernachtung einkehren. Das neu gebaute Waltenberger Haus ist groß, komfortabel und hat ein riesiges Panoramafenster, aus dem wir in der Ferne mehrere Steinböcke beim Kämpfen beobachten. 

Tag 3 – Mittwoch, 27.07.2022

Am frühen Morgen brechen wir nach dem Frühstück zum Abstieg ins Stillachtal auf. Das Wetter ist deutlich besser als gestern. Es geht knapp 1000 Höhenmeter bergab über schmale Wege mit vielen schönen Pflanzen und dichtem Buschwerk. Es gibt zwei kurze seilversicherte Passagen bis zum Bacherloch. Hier machen wir eine kurze Pause bevor wir weiter bis nach Einödsbach absteigen. Eine halbe Stunde später erreichen wir Birgsau. In einer schönen Alpe mit einladender Sonnenterasse kehren wir ein. Bevor wir die Heimreise mit Bus und Auto antreten, decken wir uns noch mit hausgemachtem Bergkäse ein und kehren voll unvergesslicher Eindrücke von der schönen Tour zurück.

Ingrid G.